Häh?? Bisher habe ich immer nur vom Beckenbodentraining gesprochen. Kann man die Blase auch trainieren?

Ja. Und es sei vorweggenommen, dass Beckenbodentraining und Blasentraining idealerweise zusammen gehören.

Julia hat drei Kinder im Alter von 3-10 Jahren. Kürzlich erzählte sie mir, dass sie vor einem Jahr auf einem Konzert war und dort eine Weinschorle getrunken hat (wir wohnen in der Pfalz, da trinkt man aus Blumenvasen ;-). Hier hat eine Weinschorle 0,5l!). Beim Tanzen stellte sie plötzlich fest, dass die Hose nass war. Sie war „ausgelaufen“. So eine peinliche Situation!

Als Beckenbodentrainerin fragte ich sie also, was sie denn nun machen würde, damit das nicht wieder passiert und sie sagte, sie würde nun nichts mehr trinken und öfter zur Toilette gehen.

Innerlich schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen…

Dabei reagiert sie genau so, wie die meisten reagieren! Denn das ist erst mal die naheliegendste und einfachste Lösung.

Aus einer Inkontinenz, die aus einem geschwächten Beckenboden resultiert (Stressinkontinenz), wird allerdings so eine überaktive Blase. Am Anfang kann man die Probleme durch den geschwächten Beckenboden noch kompensieren wenn man weniger trinkt. Aber am Ende wird das Problem nicht behoben, sondern auf lange Sicht verstärkt.

Aber jetzt mal von Anfang an.

Wie funktioniert die Blase und das Wasserlassen eigentlich?

Die Blase meldet dem Gehirn bei einem bestimmt Füllstand, dass man die Toilette aufsuchen sollte. Sie hat eine Speicherkapazität von ca. 350-500 ml. Wenn man nun immer vorsorglich auf die Toilette geht, dann verliert die Blase ihre Speicherkapazität und die Blasenmuskulatur wird schwächer. Denn wenn man immer dann Wasser lässt, wenn die Blase nur 200 ml oder sogar weniger Urin gespeichert hat, dann wird irgendwann schon bei einem viel geringerem Füllstand gemeldet, dass die Blase voll ist.

Der Effekt des wenigen Trinkens ist, dass der Urin konzentrierter ist und das wiederum reizt die Blase zusätzlich. Neben diesen Effekten hat die verringerte Flüssigkeitsaufnahme natürlich noch andere Auswirkungen: mehr Falten, weniger Energie, weniger „Puffer“ für die Bandscheiben, trockener Mund, etc.

Was kann Julia also tun?

Zunächst ist es wichtig herauszufinden, wie ihr Trink- und Wasserlassverhalten ist. Dazu sollte sie mindestens einmal 24 Stunden ein Miktionsprotokoll führen, in dem sie einträgt, wie oft und wie viel sie trinkt, wie oft sie Wasser lässt und wie viel. Besser wäre, wenn sie es 2-3 Tage für je 24 Stunden ausfüllt.

Ein solches Protokoll könnte zum Beispiel so aussehen: http://www.kontinenz-gesellschaft.de/fileadmin/user_content/startseite/patienten/infomaterialien/toiletten_trinkprotokolle/Internet_ErwachsenenProtokoll.pdf

Die Eintragungen sollte sie am besten mit einer Spezialistin besprechen und mit ihr entsprechende Konsequenzen daraus ableiten.

Das Ziel sollte sein, dass sie auf eine Trinkmenge von 1,5-2 Liter und eine Urinmenge von 350-500 ml pro Toilettengang kommt. Geht sie sehr oft am Tag zur Toilette, dann sollten die Abstände zwischen den Gängen langsam vergrößert werden.

Dazu sollte sie unbedingt täglich ein Beckenbodentraining machen, um die Verschlussfunktion der Blase zu trainieren und damit etwas gegen die Stressinkontinenz zu tun.
Beckenboden- und Blasentraining gehören in diesem Fall unbedingt zusammen.

Wenn ihr Fragen habt, dann schreibt mir einfach unter: info@mamathletics.de

Eure Marlies

 

 

 

 

 

 

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